
Budapest – eine Stadt, die nicht nur mit ihrer majestätischen Architektur, heilenden Thermalbädern und dem beeindruckenden Donaupanorama begeistert, sondern auch mit einer traditionsreichen und gleichzeitig modernen Kaffeekultur. Wer sich, so wie ich, auf Anhieb in die ungarische Hauptstadt verliebt, wird schnell merken: Die wahre Seele dieser Stadt entdeckt man nicht nur auf ihren Straßen oder in ihren Museen – sondern ganz besonders in ihren Cafés.
Denn in Budapest ist das Café nicht einfach nur ein Ort, an dem man Kaffee trinkt. Es ist ein Treffpunkt, ein kreativer Raum, ein Rückzugsort. Und das spürt man. Vom eleganten Kaffeehaus im Stil der Habsburger Ära mit seinen Kronleuchtern, Marmortischen und schwerem Samtvorhang bis hin zum minimalistischen Third-Wave-Café mit Hipsterflair, Chemex-Brühstation und Indie-Musik – in Budapest findet wirklich jede*r sein Lieblingsplätzchen.
Die Vielfalt ist erstaunlich: Historisch bedeutende Cafés wie das berühmte New York Café, das als „schönstes Café der Welt“ gilt, oder das traditionsreiche Gerbeaud am Vörösmarty tér, bieten dir ein Erlebnis wie eine Zeitreise in die k.u.k.-Monarchie. Hier schmeckt der Kaffee fast nebensächlich – denn du sitzt in einem Kunstwerk. Trotzdem: Der Espresso ist kräftig, die Dobostorte sündhaft gut, und der Service makellos. Wer Nostalgie und Grandezza liebt, kommt hier voll auf seine Kosten.
Gleichzeitig findest du in Budapest eine pulsierende Third-Wave-Kaffeebewegung. Cafés wie Madal, Fekete oder Espresso Embassy zeigen, dass Kaffee auch Handwerk, Präzision und modernes Design sein kann. Hier stehen Filterkaffee, Cold Brew und Flat White auf der Karte, und alles wird mit Liebe zum Detail zubereitet. Oft sind diese Orte auch Co-Working-Spaces, wo junge Ungarn und internationale Gäste am Laptop sitzen, schreiben, planen, träumen.
Aber auch abseits der bekannten Spots gibt es echte Geheimtipps: Kleine literarische Cafés, die gleichzeitig Buchhandlung und Teestube sind, Vintage-Oasen mit antiken Möbeln und hausgemachten Kuchen, oder kreative Hideaways mit veganem Gebäck, Livemusik und Second-Hand-Möbeln. In vielen dieser Cafés sitzt man stundenlang – nicht nur wegen des Kaffees, sondern wegen der Atmosphäre. Manche bieten sogar kleine Galerien oder Poetry Slams am Abend.
In diesem Artikel stelle ich dir über ein Dutzend meiner absoluten Lieblingscafés vor – Fundstücke, die ich über Jahre hinweg in Budapest entdeckt habe. Ich verrate dir, wo der Kaffee besonders intensiv schmeckt, wo du die beste Aussicht hast, wo das WLAN zuverlässig ist (falls du arbeiten willst), und natürlich, wo du die besten ungarischen Mehlspeisen wie Rétes oder Somlói Galuska bekommst – am besten mit einer heißen Schokolade oder einem klassischen Mokka.
Wenn du Budapest wirklich verstehen willst, dann lass dir Zeit. Setz dich in eines dieser Cafés, beobachte die Menschen, nimm einen Schluck – und du wirst merken, dass du angekommen bist.
Eine kurze Geschichte der Budapester Kaffeehauskultur
Schon zur Zeit der k.u.k.-Monarchie war Budapest eine blühende Kaffeehausstadt. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die ungarische Hauptstadt zum geistigen Zentrum des Landes – mit Cafés als Treffpunkten für Schriftsteller, Intellektuelle und Künstler. Die Atmosphäre der alten Kaffeehäuser war geprägt von tiefrotem Samt, goldenen Spiegeln, Zeitungen, Billardtischen und dem Duft nach Mokka und Strudel.
Nach Jahrzehnten des Verfalls und der Vernachlässigung – besonders während der sozialistischen Zeit – erlebt die Café-Kultur in Budapest heute eine Renaissance: Viele alte Häuser wurden liebevoll restauriert, neue Cafés verbinden Tradition mit Moderne. Genau dieser Mix macht den Reiz aus.
1. New York Café – Das opulenteste Kaffeehaus der Welt
Ort: Erzsébet krt. 9-11, 1073 Budapest
Preisspanne: €€€
Ambiente: Extravagant, historisch, palastartig
Beginnen wir mit dem wohl berühmtesten Kaffeehaus der Stadt – dem New York Café. Einst der Treffpunkt der ungarischen Literaturszene, ist es heute ein Publikumsmagnet und gilt als „das schönste Café der Welt“. Kronleuchter, Goldverzierungen, Deckenmalereien und marmorne Säulen machen jeden Besuch zu einem königlichen Erlebnis. Ja, die Preise sind höher, aber der Besuch lohnt sich – nicht nur wegen des Kaffees, sondern wegen des Gefühls, in eine andere Epoche einzutauchen.

2. Café Gerbeaud – Süße Tradition seit 1858
Ort: Vörösmarty tér 7-8, 1051 Budapest
Preisspanne: €€
Berühmt für: Dobostorte, Gerbeaud-Schnitte, heiße Schokolade
Das Gerbeaud zählt zu den traditionsreichsten Kaffeehäusern Ungarns. Hier werden klassische ungarische Süßspeisen auf hohem Niveau serviert, viele davon nach Originalrezepten aus dem 19. Jahrhundert. Das Café ist elegant, aber weniger touristisch als das New York Café. Perfekt für ein stilvolles Frühstück oder eine gemütliche Nachmittagspause mit feinem Porzellan und einem Hauch Geschichte.
3. Madal Café – Third-Wave-Kaffee mit Herz
Ort: Mehrere Filialen, z. B. Alkotmány u. 4 oder Ferenciek tere
Preisspanne: €
Ambiente: Modern, schlicht, spirituell angehaucht
Madal Café steht für erstklassigen Kaffee, Nachhaltigkeit und Ruhe. Der Name bezieht sich auf den spirituellen Lehrer Sri Chinmoy – das merkt man in der Atmosphäre. Hier arbeiten echte Baristas, die mit Sorgfalt jede Bohne behandeln. Perfekt für Kaffeenerds, digitale Nomaden und alle, die Specialty Coffee lieben.
4. Fekete – Minimalistisches Design, maximaler Geschmack
Ort: Múzeum krt. 5, 1053 Budapest
Preisspanne: €
Besonderheit: Innenhof, Filterkaffee, exzellente Croissants
Das Fekete ist klein, aber oho. Mit seinem ruhigen Innenhof, dem stylischen Innenraum und dem hochwertigen Kaffeeangebot ist es eines der besten Third-Wave-Cafés Budapests. Besonders beliebt bei Studenten, Freelancern und Kreativen.
5. Centrál Kávéház – Literarische Eleganz
Ort: Károlyi utca 9, 1053 Budapest
Preisspanne: €€
Besucher-Tipp: Unbedingt die heiße Schokolade probieren
Einst das Zuhause großer ungarischer Denker, bietet das Centrál heute eine Mischung aus Tradition und Moderne. Hohe Decken, Kronleuchter und dunkle Holzmöbel erinnern an frühere Zeiten. Ein idealer Ort, um zu lesen, zu schreiben oder einfach stundenlang zu verweilen.
6. Espresso Embassy – Hip und hochwertig
Ort: Arany János u. 15, 1051 Budapest
Preisspanne: €
Kaffeeart: V60, Cold Brew, Espresso-Variationen
Das Espresso Embassy ist das Herz der Specialty-Szene in Budapest. Stylisch, energiegeladen, mit einer beeindruckenden Auswahl an Brühmethoden. Hier treffen sich kreative Köpfe, Hipster und Kaffeepuristen. Dazu gibt’s feine, hausgemachte Kuchen.

7. Kelet Café – Bücher, Bohnen und Atmosphäre
Ort: Bartók Béla út 29, 1114 Budapest
Preisspanne: €
Besonderheit: Bücherwände, ruhige Lage auf der Buda-Seite
Das Kelet Café verbindet Buchhandlung und Café – und das auf sehr charmante Weise. Perfekt zum Arbeiten, Schmökern oder Gespräche führen. Besonders schön im Herbst und Winter, wenn drinnen die gemütliche Stimmung herrscht.
8. Walzer Café – Vintage Charme in der Altstadt
Ort: Táncsics Mihály utca 12, 1014 Budapest (Budaer Burgviertel)
Preisspanne: €€
Küche: Hausgemachte Kuchen, Sandwiches, vegane Optionen
Ein kleiner Geheimtipp im Burgviertel, unweit der Fischerbastei. Hier sitzt man zwischen antiken Möbeln und vergilbten Fotografien, wie in einem Wohnzimmer aus dem 19. Jahrhundert. Authentisch, persönlich und ruhig.
9. My Little Melbourne – Klein, aber richtig gut
Ort: Madách Imre út 3, 1075 Budapest
Preisspanne: €
Typ: Micro-Coffee-Bar mit Barista-Fokus
Australische Third-Wave-Kaffeephilosophie mitten in Budapest. Die Baristas hier verstehen ihr Handwerk, und der Kaffee ist entsprechend perfekt. Ideal für einen schnellen, aber besonderen Koffeinkick.
10. Massolit Books & Café – Versteckte Perle im jüdischen Viertel
Ort: Nagy Diófa utca 30, 1072 Budapest
Preisspanne: €
Ein Highlight für: Leseratten, Intellektuelle, kreative Seelen
Ein englischsprachiger Buchladen mit Café – voller versteckter Ecken, stiller Gärten und literarischer Atmosphäre. Wer Ruhe sucht und sich gerne zwischen Büchern und Torten verliert, wird hier sein Lieblingscafé finden.
Budapest – eine Stadt für Kaffeeliebhaber
Budapest ist mehr als nur ein Reiseziel für Architektur- und Badefreunde – es ist auch ein wahres Paradies für Café-Liebhaber. Die Stadt an der Donau verführt nicht nur mit Jugendstilfassaden, historischen Bädern und romantischen Brücken, sondern auch mit einer lebendigen und vielfältigen Kaffeekultur, die Tradition und Moderne auf einzigartige Weise miteinander verbindet.
Egal, ob du lieber in einem ehrwürdigen Kaffeehaus auf Samtsofas mit einem klassischen Mokka sitzt oder in einem lichtdurchfluteten Design-Café einen kunstvoll zubereiteten Flat White genießt – in Budapest findest du für jede Stimmung und jeden Geschmack den passenden Ort. Es sind diese kleinen Pausen, die einem Tag Struktur geben, die Momente der Ruhe und Kontemplation erlauben – und gleichzeitig einen tiefen Einblick in die Lebensart der Stadt gewähren.
Die Vielfalt der Cafés spiegelt auch den Wandel Budapests wider: Zwischen Habsburgerglanz und hipper Kreativszene, zwischen nostalgischem Charme und urbanem Zeitgeist. Die klassischen Kaffeehäuser wie das Gerbeaud oder das Centrál Kávéház erinnern an das intellektuelle Leben der Jahrhundertwende, als Dichter, Philosophen und Journalisten an diesen Tischen saßen. Gleichzeitig floriert heute die Third-Wave-Coffee-Szene mit modernen Röstereien, veganen Kuchen und nachhaltigen Konzepten – etwa bei Espresso Embassy, Fekete oder Madal Café.
Für mich gehört ein ausgedehnter Cafébesuch genauso zu Budapest wie die Fahrt mit der nostalgischen Straßenbahn Nr. 2 entlang der Donau oder ein abendlicher Spaziergang über die Kettenbrücke mit Blick auf das hell erleuchtete Parlament. Es sind genau diese alltäglichen, aber intensiven Momente, die eine Reise unvergesslich machen – wenn man einen Kaffee in der Hand hält, durch das Fenster schaut und das Treiben der Stadt in sich aufnimmt.
Wenn du Budapest wirklich erleben willst, dann nimm dir die Zeit für diese stillen Beobachtungen. Setz dich in ein Café, nimm ein Buch zur Hand, oder lehn dich einfach zurück. Lausche dem Klirren der Tassen, beobachte das Spiel von Licht und Schatten auf den Fassaden, spüre den Puls der Stadt – und du wirst merken: Budapest lebt, atmet und erzählt dir seine Geschichte – Schluck für Schluck.